Donnerstag, 13. September 2007

Prügelei mit Monet in Le Havre

ich bin zurück, verweilte dank eines kleinen sprunges gen zukunft die letzten tage in der normandie im Le Havre des jahres 1872, nicht ahnend, welch konsequenz ein abendlicher kleiner spaziergang am rechten ufer der Seine mit sich bringen sollte

es war später abend, ich war einfach nur müde, müde und voller skepsis, mein aufenthalt in dieser zeit dauerte nun schon ganze 3 tage an, ein ungewöhnlich langer zeitsprung, ein grund, mich bei einem frisch gestopften pfeifchen vor mich hin sinnend ans ufer der Seine zu setzen und die rückkehr in meine zeit zu ersehnen

ein bärtiger geselle, welcher auf seinem in der nähe am ufer liegenden kleinen kahn laut vor sich hin fluchte und schimpfte, weckte meine aufmerksamkeit

als er sich seines beobachters bewusst wurde, bat er mich winkend zu sich auf sein boot
er stellte sich mir als Claude Monet vor und nach einigen ungezählten gläschen Poiré und einer durchzechten nacht wusste ich ausführlich vom grund seines frustes
ein motiv war es, welches er nun schon in mehreren versionen immer wieder pedantisch begonnen hatte zu malen, welches ihm aber nicht als gelungen scheinen wollte

wir fachsimpelten voller emotionen und wohl aus verschiedenen standpunkten über perspektiven, farben, pinselstriche und tupfer, die überholtheit von realistisch dargestellten motiven und irgendwann ich bat ihn zum zwecke der demonstration meiner ansichten, inzwischen schon in den frühen morgenstunden mächtig berauscht und unter der bereits aufgehenden sonne, um pinsel und farben und er ließ mich gewähren
mit wenigen großzügigen und schnellen pinselstrichen malte ich die hafenszene, welche er einfangen wollte, auf meine weise und präsentierte ihm mein werk schon nach kurzem als vollendet

monet, welcher selber ganz vom frischen poiré berauscht und nicht mehr herr seiner gefühle war, raste plötzlich vor wut
er fühlte sich auf den arm genommen, mein bild wäre die farbe nicht wert und selbst als skizze nicht akzeptabel,
er zerriss darauf hin zuerst seine entwürfe, warf sie über bord und wenige sekunden später zerrten wir an meinem bild, welches er den seinen in die Seine den fischen zur zierde folgen lassen wollte, woraus sich eine wilde rangelei entwickelte, in deren folge mir ein kleines eckchen eines schneidezahnes abhanden kam und monet die eine oder andere blässur einstecken musste

just in dem moment, in welchem ich in unserem kampfe fast die oberhand gewann, fand ich mich noch ganz außer atem und ohne mein bild wieder im jahre 1809 zurück

ich hoffe nun innigst auf weitere ausflüge in die zeit monets, um unsere konversation unter einem günstigeren stern fortzusetzen


"Seerosen 3"
Öl auf Leinwand 100 x 100 cm
Jörg Dierchen
2002 - 09

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